Im Urteil der Fachwissenschaften

In diesem Buch untersucht die Sprach- und Lernbehindertenpädagogin Margund Hinz die Geschichte des ostpreußischen Sprachheilwesens vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die Vierzigerjahre des 20. Jahrhunderts.

Im Mittelpunkt steht dabei eine Aufarbeitung der schulischen und außerschulischen sprachheilpädagogischen Betreuungsangebote, die auf der Basis der damaligen medizinischen Auffassungen und in Zusammenhang mit der regionalen Geschichte (v.a. Königsberg) und der Schulgeschichte Ostpreußens (allgemeines Schulwesen, Taubstummenbildungswesen, Hilfsschulwesen) vorgestellt wird.

Diese historische Aufarbeitung zeichnet sich durch eine genaue Recherchearbeit aus: sie bezieht zahlreiche unterschiedliche Dokumentenquellen wie Fachzeitschriften und Lehrbücher, Chroniken, Schulprogramme, Amtstexte etc. mit ein.

Mag. Dr. Katharina Rosenberger, Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/ Krems
In: mitSprache 4/08

Besonders spannend ist das zweite Kapitel, welches auf die zeitgenössischen medizinischen Grundlagen des Sprachhheilwesens eingeht.

In diesem Teil wird der enorme Sprung deutlich, den die Heilpädagogik insgesamt seit der Mitte des 19. Jahrhunderts durchlaufen hat und im Grunde von einer Verwissenschaftlichung geprägt ist.

Dies gilt auch für andere Gebiete in Europa, in Nordamerika, wird aber am Beispiel Ostpreußen konkretisiert.

Dr. Sebastian Barsch, Universität zu Köln
In: sonderpädagoge.de/literatur

H. geht ausführlich auf die medizinischen Grundlagen der Aphasie ein, wie sie durch die Professoren Ludwig Lichtheim und Kurt Goldstein entwickelt wurden, einschließlich der phonophotographischen Experimente Ludimar Herrmanns sowie auf die medizinischen Untersuchungen Rudolf Kafemanns (...) Zu den erwähnten Professoren muß unbedingt noch Raphael Sokolowski gezählt werden (...)

Die Vfin. fokussiert in ihrem Werk nicht nur auf reine Sprachheilkurse und -methoden, sie geht auf alle Behinderungen ein, die zur Überweisung an Hilfsschulen und in Heilerziehungsheime führten, und erwähnt auch alle Impulse, die Königsberg und damit ganz Ostpreußen aus Berlin, Jena, Braunschweig, Zürich und anderswoher erhielt (...)

Ein ausführliches Literaturverzeichnis (S. 149-159) schließt das Buch ab, in dem das ehemalige Ostpreußen und insbesondere Königsberg zu Recht als pionierhaft auf dem Gebiet des Sprachheilwesens zwischen 1890 und 1935, gleichberechtigt mit Berlin und vielen anderen Zentren, geschildert werden.

Dr. Gerhard Düsterhaus, Historische Kommission für Ost- und Westpreußische Landesforschung
In: Preußenland Jahrgang 45/2007, Nr. 2

Die Autorin ermutigt zu weiteren historischen Forschungen nach ihrem Muster und lädt durch das wirklich unterhaltsam und anschaulich geschriebene und durch eine Vielzahl von Publikationen erschlossene Buch zur Nachahmung ein. Eine lesenswerte Spezialforschung (teils Medizingeschichte, teils Pädagogikgeschichte, teils Provinzgeschichte, teils Stadtgeschichte).

Prof. Dr. paed. Dr. phil. habil. Eberhard Ockel, Universität Vechta
In: Die Sprachheilarbeit Jg. 52 (1) Februar 2007